Geschichte der Gastwirtschaft - Seit 100 Jahren auf ein Bier zu "Conrad"

"Geh'n wir auf'n Bier zu Conrad?", fragt so die eine oder andere durstige Kehle seit rund 100 Jahren, auch wenn die Lokalität in der Breitscheidstraße bereits seit 1981 "Wirtshaus an der Niederheide" heißt. Als die Historie des Familienbetriebs vor 100 Jahren ihren Anfang nahm, nannte sich die Gaststätte „Café Sedan“. So hieß damals auch die Straße, die die Kundschaft von Hohen Neuendorf an den Ortsrand nach Birkenwerder brachte.

 

Das „Café Sedan“ öffnete 1910 unmittelbar nach Fertigstellung des Hauses seine Pforten. Erich Conrad (sen.) bewirtete die Kundschaft in den noch bescheidenen Räumen. Drei Gästetische, ein großer Stehtisch und etwas Platz an der Theke mussten ausreichen. Der dazugehörige Saal wurde nur selten genutzt. Das Haus insgesamt war lange Zeit Wohnstätte der Familie.

 

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Sedan- in Breitscheidstraße umbenannt, womit auch der Name „Café Sedan“ passé war. Fortan ging man in die Gaststätte „Conrad“, die später Erich Conrad (jun.) von seinem Vater übernahm und mit seiner Gattin Lieschen weiterführte. Die Zusammenarbeit mit seiner Frau gestattete ihm einen kleinen Nebenerwerb: Auf dem Hof stellte er eigenhändig Betonelemente her. Derweil schmiss die Wirtin den Laden, dessen Angebot zunächst aus dem Verkauf von Flaschengetränken bestand. Die Geschäfte liefen im Laufe der Zeit immer besser. Der Saal wurde häufiger genutzt – für Tanzveranstaltungen wie den Lumpenball zur Karnevalzeit oder die Vergnügungen der Freiwilligen Feuerwehr. Auch unter der Woche stiegen die Gästezahlen, so dass der Gastraum kurzerhand durch die Hinzunahmen der „guten Stube“ der Familie erweitert wurde.

 

Eingeheizt wurde der Kundschaft nicht nur, wenn der Späneofen angeheizt war, auch wenn sich die Wirtin ans Klavier setzte oder Stammgast Sepp Guder sein Akkordeon mitbrachte, wurde es einem warm ums Herz. Die Stimmung war familiär, die vom Wirt selbst gemachte Sülze schmeckte, was viele Arbeiter aus dem Sägewerk Birkenwerder oder auch einige Volkspolizisten bei ihrer wöchentlichen Skatrunde besonders zu schätzen wussten. Da störte es auch nicht, dass die Wirtin die Conradsche Wäsche über dem Ofen trocknete. Zum leiblichen Wohl trug auch Sohn Karlheinz bei. Der gelernte Fleischer erweiterte das Speisenangebot um die beliebten Bockwürste seines Betriebes.

 

Unmittelbar nach dem Tod der Mutter übernahm Karlheinz 1975 die Gaststätte gemeinsam mit seiner Frau Erika. Nun benutzten auch die Fußballer vom nahe gelegenen Sportplatz des Öfteren die Lokalität, feierten dort unter anderem ihre Weihnachtsfeier. Bereits sechs Jahre wechselte aus gesundheitlichen Gründen der Wirt erneut. Mit Kommissionär Vetter endete die Familientradition. Der Name der Gaststätte behielt allerdings seine Berechtigung, denn Vetter hörte auf den Vornamen Konrad. Einiges sollte sich von nun an ändern. Nicht nur, dass das Etablissement seither „Wirtshaus an der Niederheide“ heißt, nun gab es zudem recht regelmäßige Tanzveranstaltungen für die Jugend. Dies setzte sich auch fort, als Karin Benecke 1983 das Lokal zunächst in Kommission übernahm.

 

Nach dem Kauf des Hauses (1985) modernisierte Frau Benecke die Gasträume im kleinen Stil und führte das „Conrad“ als gemütliche Speisegaststätte mit Biergarten. Im Jahre 1992 wurde in den Gasträumen alles umgebaut und neues Mobiliar auch im Küchenbereich angeschafft. 1995 kam ein Pensionsbetrieb in den Räumen des Obergeschosses hinzu. Für das leibliche Wohl sorgte und sorgt Sohn Uwe Heise mit guter deutscher Küche, der auch wie Karlheinz Conrad gelernter Fleischer ist. Außerdem ist er seit 2005 Betreiber nachdem seine Mutter die Geschäfte altersbedingt übergab.

 

Heute zeigt sich das „Wirtshaus an der Niederheide“ als gediegenes Familienlokal, das für Spaziergänger ebenso eine kräftige Jause bereithält, wie für Ausflügler einen opulenten Sonntagsbraten. Auch Familienfeiern, wie Geburtstage, von der Grünen bis zur Diamenten Hochzeit, Einschulung, Jugendweihe, Weihnachtsfeiern, Fasching, Grillfeste usw. werde gern vom Team des „Wirtshauses“ ausgerichtet.